Keywording aus der Sicht des Bildnutzers

Wer Fotos anbietet tut dies, damit andere sie finden und nutzen können. Damit dies klappt, wird der Anbieter Suchbegriffe hinzufügen, damit die Bildnutzer die Fotos auch finden kann. Die Vorarbeit liegt in der Beschlagwortung der Bilder, in der Zuordnung von Suchbegriffen und in der Ergänzung der Metadaten. Wer seine Bilder gut aufbereiten möchte, tut gut daran, sich auch einmal in die Haut des Bildnutzers zu versetzen.

Das Lager wechseln

Sie sind also mit der Aufbereitung Ihrer Fotos beschäftigt und Sie möchten das Keywording so gestalten, dass möglichst viele Leute Ihre Fotos auch finden. Nichts ist dann besser, als einmal das Lager zu wechseln. Werden Sie vom Bildanbieter zum Bildnutzer. Werden Sie zum Bildsuchenden.

Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Foto von einem Ei suchen. Für eine neue Kampagne wird ein Bild von einem Ei benötigt, dass – so ist die Vorgabe – bestimmte Merkmale besitzen sollte. Nun gibt es Tausende und Abertausende Bilder von Eiern im Netz (z.B. hier). Nicht alle sind für die Kampagne jedoch geeignet. Es braucht demnach eine Differenzierung, die durch Hinzufügen weiterer Merkmale erreicht wird. Denn das Gelbe vom Ei ist eben nicht immer das Gelbe vom Ei.

Wer einmal in die Haut des Bildsuchenden schlüpft findet oft zu neuen Suchbegriffen und Blickwinkeln. Vielleicht ist es wichtig, die Menge der Eier explizit aufzuführen, die Farbe der Eier, die Umgebung (Küche, Nest, Eier-Karton), die Sorte (Vogelstrauss, Wachtel, Schlangenei). Sollte es eine Studioaufnahme sein, oder eher in freier Natur fotografiert sein? Welcher Ausdruck sollte übermittelt werden, und wer soll mit dem Bild angesprochen werden? Alle diese Fragen führen zu möglichen neuen Stichworten.

Kollegen und Freunde fragen

Keywording ist komplex, weil Menschen Sprache und Wörter unterschiedlich nutzen. Sich in die Haut des Bildsuchers zu versetzen bringt bereits viel. Als nächstes könnten Sie andere Menschen einladen einmal Ihre Arbeit zu übernehmen – nur mal so als Test. Nehmen Sie ein oder zwei Bilder und fragen Sie Freunde, Kollegen und Bekannte jedes Bild mit etwa 10 Suchbegriffen zu beschreiben. Sie werden vermutlich sehen, dass ganz unterschiedliche Begriffe genutzt werden. Unser Sprachverständnis wurde individuell geprägt. Diese Vielfalt ist die echte Herausforderung für gutes Keywording. Es geht um eine gute Differenzierung bei den verwendeten Begriffen und eine angemessene Anzahl an Synonyme.

Es gibt diese bekannte Geschichte, worin man sechs verschiedene Leute bittet, dasselbe Zimmer zu beschreiben. Es entstehen sechs komplett verschiedene Beschreibungen. Wer Bilder beschreibt, stellt sich also idealerweise verschiedene Leute vor, und versucht die optimale Wörter für verschiedenste Sichtweisen einzufangen.

Kenne die Bildbenutzer

Werden Bilddatenbanken für klar definierte Benutzergruppen oder für ganz bestimmte Themen bereitgestellt, dann ist es unerlässlich sowohl ein gutes Verständnis für die Benutzergruppe wie auch für die verwendete Thematik zu haben. Dieselben Bilder können je nach Verwendungskontext auch ganz unterschiedliche Aussagen machen – und verlangen deshalb angepasste Keywords. Bei Firmen ist es häufig so, dass die eigene Marketing-Sprache, oder die eigene thematische Schwerpunkte, mit bestimmten Wörtern, Kürzeln oder Begriffswelten erklärt werden. Wer also für einen bestimmten Themenkreis oder eine bestimmte Klientel arbeitet, tut gut daran die ganz eigene Sprache zu berücksichtigen, die dort gesprochen wird.

Nebst Fachausdrücke kann es sich beispielsweise um bestimmte Abkürzungen, Einsatzgebiete (Marketing, Archiv), Events (Meeting Day 2014) oder Verwendungszwecke (Kampagne 2017, Winter 2018, usw.) handeln. Für all diese spezielle Begriffe ist es stets sehr hilfreich, wenn der Keyworder entweder aus der Firma selbst stammt (und deshalb die Begriffe und Begriffswelte in- und auswendig kennt) oder von der Firma ausführlich gebrieft wird. Allenfalls bietet sich auch eine Zusammenarbeit an.

Keywording soll zu Resultaten führen

Sprache ist lebendig wie Menschen lebendig sind. Es kann kein exaktes 100% gültiges und allumfassendes Keywording geben, zumal mit der Zeit auch die Betrachtung und die Interpretation der Bilder ändert. Bestenfalls kann eine Annäherung an optimale Resultate erreicht werden. Es braucht deshalb die Mut zur Lücke ebenso wie den Weitblick für spätere Verwendungszwecke. Beim Keywording soll man resultatorientiert denken: Welche Begriffe führen zu guten Suchergebnissen? Das soll der eigentliche Leitfaden sein.

Das eigentliche Ziel des Keywordings ist die Auffindbarkeit der Bilder für den Bildnutzer. Alles Keywording dient diesem Zweck. Findet der Bildnutzer was er sucht, dann ist der Zweck erfüllt. Findet er das Bild nicht, dann hat der Keyworder Wichtiges übersehen. Besonders hilfreich ist deshalb die Interaktion zwischen Keyworder und Bildnutzer. Es lohnt sich regelmässige Rückmeldungen der Benutzer einzuholen. Erst die erfolgreiche Bildsuche entscheidet über die Qualität des Keywordings. Sofern die Möglichkeit besteht, lohnt es sich die Suchanfragen auf der Website zu analysieren. Welche Wörter werden benutzt? Werden auch mehrere Suchbegriffe eingegeben um eine Suche einzugrenzen? Gibt es Suchbegriffe für die keine Treffer gefunden wurden? Wenn das der Fall ist, woran liegt das? Mit Fragen dieser Art lernt man das Suchverhalten und die Effizienz der vergebenen Keywords besser einschätzen.

Manche Websites erlauben die Analyse von Suchanfragen. Wenn in Ihrer Bilddatenbank beispielsweise ein Bild zwar vorhanden ist, aber in den Suchen nicht auftaucht, dann liegt ein Problem beim Keywording vor. Ein Bild wird nicht gefunden, weil relevante Suchbegriffe fehlen. Erkennt man dies, dann lässt sich das Keywording optimieren. Eine solche Analyse erlaubt Rückschlüsse auf das Benutzerverhalten und über die Benutzerbedürfnisse ohne direkt mit den Betroffenen gesprochen zu haben.

Sinnvoll im Licht dieser Überlegungen erscheint der Aufbau einer eigenen Keywording Strategie, die an kritischen Stellen immer wieder mal eine Evaluation aktiviert, wonach die Keywording-Resultate angepasst werden können.

Bildnachweis: Alle Bilder stammen aus dem Bildangebot der Kursiv Bildagentur.